Mittwoch, 30. April 2014

Meditation Thais Opera Itzhak Perlman

















wie der saft einer sehr süssen frucht...






wie der saft einer sehr süssen frucht
von der man lange im traum trinkt..
wie der schatten eines jungen tieres,
das leise um eine quelle herumgeht..
wie ein sehr schöner, belaubter baum,
den die erste zärtlichkeit der nacht
heimsucht mit singenden grillen und tau..
wie mein eigener finger, geliebtes,
der ganz leicht deine lippen berührt..

(H.C. Artmann)










Foto: Tim Maas











Die Seele







Die Seele

Es ist schon gar zu lange her.
Die Wunde heilt. Ich liebe dich nicht mehr.
Kaum, daß ich noch nach einem lauten Tag
In stiller Stunde deiner denken mag.

Nur neulich, als ein junges, blondes Ding
Lustig und lachend mir am Halse hing,
Als sich mein Herz in ferne Träume stahl,
Da nannt' ich deinen Namen auf einmal.
Ganz willenlos enfuhr der Name mir:
Die S e e l e nur, die Seele rief nach dir ...


(Carl Bulcke)









Peace In The Heart - KASHMIR - tvnoir.de

















mein herz







mein herz


mein herz ist das lächelnde kleid eines nie erratenen gedankens
mein herz ist die stumme frage eines bogens aus elfenbein
mein herz ist der frische schnee auf der spur junger vögel
mein herz ist die abendstille geste einer atmenden hand
mein herz liegt in glänzend weissen kästchen aus mosselin
mein herz trinkt leuchtend gelbes wasser von der smaragdschale
mein herz trägt einen seltsamen tierkreis aus zartestem gold
mein herz schlägt fröhlich im losen regnen der mitterwintersterne



(H.C. Artmann)








Foto: Tim Maas







Dienstag, 29. April 2014

The swan / Der Schwan (Cello Annika Lilje).wmv

















DER SCHWAN







DER SCHWAN


Diese Mühsal, durch noch Ungetanes
schwer und wie gebunden hinzugehn,
gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes.


Und das Sterben, dieses Nichtmehrfassen
jenes Grunds, auf dem wir täglich stehn,
seinem ängstlichen Sich-Niederlassen - :


in die Wasser, die ihn sanft empfangen
und die sich, wie glücklich und vergangen,
unter ihm zurückziehen, Flut um Flut;


während er unendlich still und sicher
immer mündiger und königlicher
und gelassener zu ziehn geruht.



(Rainer Maria Rilke, geschrieben Winter 1906 in Meudon)











Foto: Alexander Kästel 









Als du heute weggingst...





Als du heute weggingst mein Herz
setzte ich meine Lippen an den Rand deines Glases
als du heute weggingst mein Herz
führte ich meine Hände durch die Täler
die deine Arme in unser Tischtuch gegraben hatten
als du heute weggingst mein Herz
sandte ich meine Tränen als Bächlein das bergauf flieszt
dir nach

(Friederike Mayröcker)









The Foundations - Build Me Up Buttercup

















Mählich durchbrechende Sonne ...







Mählich durchbrechende Sonne

Schönes,
grünes, weiches
Gras.

Drin
liege ich.

Inmitten goldgelber
Butterblumen!

über mir ... warm ... der Himmel:

Ein
weites, schütteres,
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiß,
das mir die
Augen
langsam ... ganz ... langsam
schließt.

Wehende ... Luft ... kaum merklich
ein Duft, ein
zartes . . . Summen.

Nun
bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und
deutlich . . . spüre ich . . . wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.

Minutenlang.

Versunken
alles . . . Nur noch
ich.

Selig!


(Arno Holz)










Montag, 28. April 2014

Wenn der Falter fliegt...








Wenn der Falter fliegt,
Denkt er dann,
Sobald das Licht ihn trifft,
An Untergang?
Oder fühlt er nur neuen Lebensmut?
Durchs Licht
Die Liebe
Und stürzt sich freudig in die Glut?
Wenn der Falter glüht,
Ist er dann
Seinem Traum ganz nah
Oder ist ihm bang?
Verflucht er seine Leidenschaft
Und stemmt die Flügel gegens Licht
mit allerletzter Kraft?

Wenn der Falter stirbt,
Fühlt er dann
Seines Herzens letzten Schlag
Und weiß er dann
Daß dieses Licht ihn mit Unendlichkeit belohnt,
Daß mit dem Licht sich sein ganzes Leben gelohnt?


(Isabel Tuengerthal)


















3 HOURS of Relaxing Music - Relaxation Music, Spa, Sleep, Study,

















Wurzeln schlagen...







Wurzeln schlagen
im Hellen
Blüten treiben
im Dunkeln
ein Baum voll Licht und Schatten



(Thomas Jenelten *1959)










Foto: Tim Maas







Sonntag, 27. April 2014

Roxy Music, Bryan Ferry - Out of the Blue

















sag, wie viele herzen hat ein leben...






sag, wie viele herzen hat ein leben
wie viele hüllen und träume
leg dein atmen um mich
und dieses seltene blau
bis in den brüchigen tag
weiter will ich dich nicht denken


- marianne rieter -










Foto: Tim Maas









"Frühling" von Lisa Baumfeld

















FRÜHLING







FRÜHLING


In der Luft, der frühlingsfeuchten,
Blitzt ein jähes, blondes Leuchten.
Lichte Strahlen rieseln nieder,
Singend haucht der schwere Flieder
Meine Träume aus, die alten duftigen Träume ...


Durch die Zweige wühlt ein Sausen,
Gottberauschtes, wirres Brausen ...
Durch den Himmel hör' ich's rasen,
Und in freudigen Ekstasen
Flammen Kelche empor, viel trunk'ne, sonnige Kelche ...



(Lisa Baumfeld 1877 - 1897)










Foto: Alexander Kästel 








Samstag, 26. April 2014

Sangre De Muerdago - Saudades

















Immer möchte ich lachen...








Immer möchte ich lachen
wenn wir zusammen sind
Manchmal bin ich zu müde
und manchmal zu blind

Manchmal kommt diese Blindheit
auch ein bisschen vom Sehn
Manchmal seh ich uns beide
nirgendwohin gehn

Manchmal schliesst mich die Trauer
in ihr Herz aus Stein
Wir könnten fortan zusammen
immer alleine sein


(Werner Söllner)










Foto: Alexander Kästel 








Sébastien Schuller - Morning Mist

















Morgenstunden! ღ







Diese schönen Augenblicke morgens, 
da alles Persönliche geringfügig und unbedeutend erscheint;
da man den Stolz der Gesetze in sich fühlt, 
nach denen man sucht.


(Elias Canetti 1905-1994)









Foto: Tim Maas










Füllest wieder Busch und Tal still mit Nebelglanz,
lösest endlich auch einmal meine Seele ganz.

(Johann Wolfgang von Goethe)









Foto: Tim Maas









Freitag, 25. April 2014

Mit Haut und Haar - Ulla Hahn








MIT HAUT UND HAAR


Ich zog dich aus der Senke deiner Jahre
und tauchte dich in meinen Sommer ein
ich leckte dir die Hand und Haut und Haare
und schwor dir ewig mein und dein zu sein.

Du wendetest mich um. Du branntest mir dein Zeichen
mit sanftem Feuer in das dünne Fell.
Da ließ ich von mir ab. Und schnell
begann ich vor mir selbst zurückzuweichen

und meinem Schwur. Anfangs blieb noch Erinnern
ein schöner Überrest der nach mir rief.
Da aber war ich schon in deinem Innern
vor mir verborgen. Du verbargst mich tief

Bis ich ganz in dir aufgegangen war:
da spucktest du mich aus mit Haut und Haar.



(Ulla Hahn)

















WILL DIR DEN FRÜHLING ZEIGEN...







 
WILL DIR DEN FRÜHLING ZEIGEN...


Will dir den Frühling zeigen,
der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.

Nur die weit aus den kalten
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten -
dürfen ihn einmal sehn.


(Rainer Maria Rilke)










Foto: Alexander Kästel  








David Garrett - Io Ti Penso Amore (Feat. Nicole Scherzinger)

















Denn das Äußerste und Tiefste...






Denn das Äußerste und Tiefste, aus dem die großen Dinge der Kunst gemacht sind,
ist in der Natur, es wächst mit allen Feldern, alle Lerchen wissen davon,
und nichts als das bringt die Bäume zum Blühen.

(Rainer Maria Rilke)










Foto: Tim Maas









Donnerstag, 24. April 2014

Portishead + Epigones - Smoke city - Underwater love

















WASSER







WASSER


Die vollkommendste Liebkosung
ist die Liebkosung des Wassers.

Ich möchte dir Wasser sein,
das dich umschließt und wiegt
und trägt.


(Christine Busta)









Foto: Alexander Kästel  








Radiohead - Fog

















MORGENNEBEL







Wir wollen auf den Abendstern
und auf die ersten Nebel warten.
Wir blühen und verblühen gern
in Gottes großem Garten.

(Hermann Hesse)








Foto: Tim Maas









Wissen wäre fatal.
Die Ungewißheit ist es, die uns reizt.
Ein Nebel macht die Dinge wunderschön.

(Oscar Wilde)









Foto: Tim Maas







Mittwoch, 23. April 2014

Dienstag, 22. April 2014

Dark violin in the Desert Song by Max Ablitzer

















Tatsächlich ist der Unterschied...







Tatsächlich ist der Unterschied zwischen Leben und Tod sehr viel kleiner,
die Grenze viel dünner, als die Arglosen glauben. Wie viel Tod tragen wir
nicht in uns. Schicht um Schicht von altem Tod.


(Lars Gustafsson, *1936, schwedischer Schriftsteller und Philosoph)










Foto: Tim Maas








Ólafur Arnalds - Near Light (HD)

















Glauben






Glauben

Früher habe ich an ihn geglaubt.
Später im Leben dann vergessen.
Heute war ich ihm sehr nah.
Erinnerte mich an seine Kraft.
Saß in der Kirche, letzte Reihe.
Habe stumm mit ihm geredet.
Bat ihn um einen einfacheren Weg.
Erflehte Liebe und Geborgenheit.
Ersuchte um Verständnis und Wärme.
Erhoffte Vertrauen und glücklich sein…
…für den Menschen, der neben mir saß.




© Damaris Wieser (*1977), deutsche Lyrikerin und Dichterin










Foto: Alexander Kästel










Sonntag, 20. April 2014

Nähe des Geliebten/ Goethe

















NÄHE DES GELIEBTEN









NÄHE DES GELIEBTEN


Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh' ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O, wärst du da!



(Johann Wolfgang von Goethe)









Foto: Alexander Kästel
     ღ










Samstag, 19. April 2014

Arvo Pärt - Silentium

















Oh erhöhe mich nicht!...






 
 
Oh erhöhe mich nicht!
Wer weiß, ob ich rag.
Heb nur leise dein Angesicht,
daß dir mein Niederschlag
fast wie dein eigenes Weinen sei.
Stürmt meine Stärke an dir vorbei,
stelle dich aufrecht in meinen Wind;
schließe die Lider vor meinem Wehn,
sei blind

vor lauter Mich-sehn.


(Rainer Maria Rilke)











Foto: Alexander Kästel 









Gebet von Antoine de Saint-Exupéry








Gebet von Antoine de Saint-Exupéry


Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um Kraft für den Alltag. Lehre
mich die Kunst der kleinen Schritte:

Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei
rechtzeitig meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu notieren, von denen ich
betroffen bin.

Mach mich griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung. Schenke mir das
Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist.

Ich bitte um Kraft für Zucht und Maß, daß ich nicht durch das Leben rutsche,
sondern den Tageslauf vernünftig einteile, auf Lichtblicke und Höhepunkte achte
und wenigstens hin und wieder Zeit finde für einen kulturellen Genuß.

Laß mich erkennen, daß Träume nicht weiterhelfen, weder über die
Vergangenheit noch über die Zukunft. Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu
tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.

Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müßte im Leben alles glatt gehen.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, daß Schwierigkeiten, Niederlagen,
Mißerfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch
die wir wachsen und reifen.

Erinnere mich daran, daß das Herz oft gegen den Verstand streikt. Schick mir im
rechten Augenblick jemanden, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu
sagen.

Ich möchte Dich und die anderen immer aussprechen lassen. Die Wahrheit sagt
man nicht sich selbst, sie wird einem gesagt.

Ich weiß, daß sich viele Probleme dadurch lösen, daß man nichts tut. Gib, daß ich
warten kann.

Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen. Gib, daß ich diesem
schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschäft des Lebens
gewachsen bin.

Verleihe mir die nötige Phantasie, im rechten Augenblick ein Päckchen Güte, mit
oder ohne Worte, an der richtigen Stelle abzugeben.

Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff mit Tiefgang gleicht, um auch
die zu erreichen, die „unten“ sind.

Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen. Gib mir nicht,
was ich mir wünsche, sondern was ich brauche.

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!



(Antoine de Saint-Exupéry)











Bryan Adams - Heaven - Acoustic Live

















wer hält den Himmel aus...








wer hält den Himmel aus
Der Himmel aber sah dem Himmel ähnlich,
den ich noch immer in mir trug
und war mit Wolken reich bebildert,
schwerer Barock. So zog ich auf ihn los.

Die grünen Hügel standen mir zur Seite,
ein Rudel Felder folgte meinem Fuss,
am Horizont sah ich ein Lichtgewitter
und kehrte um. Wer hält den Himmel aus.

(Thomas Rosenlöcher)











Foto: Alexander Kästel