SCHLAFLIED
Mit den Faltern, mit der Nacht
lass mich ein in Deinen Schlummer:
über dir bin ich ein stummer
Atemzug der wacht,
dass der Spiegel nicht zu spät
deine Stunde krönt und kündet,
Mond dir dein Haar nicht entzündet,
wenn er kommt und weht,
unter deine Lider sieht,
was für Fremde sie verschweigen –
über dich muss ich mich neigen,
wenn er weiterzieht …
Wenn du dann die Hände hebst
und das Dunkel feierst, freier,
bin ich der lüsterne Schleier,
dem du fremd entschwebst.
(Paul Celan - Die Gedichte, Suhrkamp)
Foto: Alexander Kästel |