Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte in meinen Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.
Da hab ich ihm seinen Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...
(Rainer Maria Rilke)
Foto: Tim Maas - abfotografiert aus dem Diogenes Lyrik-kalender 2014 "Schläft ein Lied in allen Dingen" |