Freitag, 20. Dezember 2013

Antoine de Saint-Exupéry „Der Kleine Prinz" Kapitel 21





"In diesem Augenblick erschien der Fuchs."

Im Moment der -im wörtlichen und übertragenen Sinne- größten Distanz zu seiner Blume erscheint der Fuchs, der sich ihm zuwendet. Der kleine Prinz will mit ihm spielen, um seine Trauer vergessen zu können, aber der Fuchs weist darauf hin, dass er zuvor gezähmt werden müsse.

"Was heißt 'zähmen'?" fragt er, und der Fuchs antwortet: "Es bedeutet, sich 'vertraut machen'." Im weiteren Gespräch über das "Zähmen" rückt der eigentliche Kern der Unterhaltung ins Bild: Die Einzigartigkeit eines jeden Geschöpfes, das wir uns vertraut gemacht (...mit dem wir uns vertraut gemacht...) haben. Der kleine Prinz erkennt, dass die Einzigartigkeit seiner Blume nicht in ihrer -körperlichen, vermeintlichen oder echten- Einmaligkeit liegen kann, sondern allein in der Bedeutung, die sie für ihn hat, weil er mit ihr vertraut ist. Ihre Einmaligkeit liegt also in ihm, und nur dort kann sie liegen. - Der kleine Prinz entfernt sich, um an nächsten Morgen wieder zu kommen, und unter der Anleitung des Fuchses macht er sich mit ihm vertraut.

Als die Stunde des Abschieds kommt, kommt auch der Schmerz des Abschieds. Doch bevor der Abschied endgültig genommen wird, schickt der Fuchs den kleine Prinzen noch einmal zu dem Rosengarten, damit er erkennen möge, dass er seine Rose im Herzen trägt und dass sie eben dadurch einmalig ist: "Geh die Rosen wieder anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken." Der kleine Prinz geht zum Rosengarten, und dort erkennt er die im Angesicht der blühenden Pracht: "Ihr seid schön, aber ihr seid leer." Er kehrt zum endgültigen Abschied zum Fuchs zurück, und dieser offenbart ihm: "Hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." Und: "Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig." Und: "Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen. Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich..." -

"Ich bin für meine Rose verantwortlich...", wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.