Sonntag, 20. Oktober 2013

"Der Scherbensammler"





Es war, als hätte sie sich in ihrem Innern ein Nest gebaut.
Als säße sie darin versteckt, sicher und geborgen, während draußen ihr Körper weiter funktionierte.
Dunkel war es hier drinnen. Warm. Weich. Sie hatte keinen Hunger und keinen Durst, empfand keine Schmerzen und keine Traurigkeit. Irgendwer hatte die Kontrolle übernommen. Das war beruhigend.
Irgendwer fühlte sich immer verantwortlich. Sie ließen sie nicht im Stich. Zusammengekauert in ihrer Höhle, schloss sie die Augen und horchte auf die Stille. Für eine Weile war alles gut.


(Aus "Der Scherbensammler" von Monika Feth)